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Channel: Jonas bloggt
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Lange Jungs

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Hallo zusammen,

am vergangen Wochenende war ich beim Beachvolleyball Grand-Slam in Berlin und es war richtig nett, mal wieder die alten Bekannten zu sehen. Emanuel hüpft mit seinen mittlerweile 40 Lenzen immer noch höher als die meisten anderen Spieler, Richard Schuil bringt trotz einer Sprunghöhe der Marke “Pizzakarton” (aber waagerecht…) die meisten seiner Sideouts durch und Nationalmannschaftsphysio Renate hatte endlich auch mal Zeit für ein Schwätzchen, weil in diesem Jahr aufgrund meiner Abwesenheit so mancher Zeitslot ungenutzt bleibt ;)
Die etwas überraschende Finalpaarung – kein Spieler war übrigens älter als 24 - bot dafür einen Vorgeschmack auf das, was den Beachvolleyballzirkus in Zukunft vielleicht prägen wird: Sowohl der brasilianische als auch der russische Blocker gehören nicht unbedingt zu den filigransten Spielern der Tour, verfügen aber neben einer sehr guten Motorik über etwas, das man nicht lernen kann: Länge! Bei 2,11m bzw. 2,12m Körpergröße kann man es schon mal verschmerzen, wenn der Ball nicht mit perfekter Schlagtechnik getroffen wird. Während des spannenden Finals ging ein hörbares Raunen nach so manchem Angriffs- oder Blockpunkt durch das Publikum, solche Spielertypen sieht man in der Hauptstadt sonst nur bei den Korbjägern von Alba Berlin.

Aus technisch-taktischer Sicht war das Finale kein Leckerbissen, aber auch ich muss zugeben, dass das für den Zuschauer nicht unbedingt ein Nachteil war. So standen Asse, Blocks und hart geschlagene Angriffsbälle im Mittelpunkt und nachdem auch die aktuellen Weltmeister gemeinsam deutlich über 4m messen, sollte man sich schon mal an den Anblick dieser Spielergeneration gewöhnen.

Aus deutscher Sicht war das Abschneiden insgesamt zwar OK aber gleichzeitig auch durchaus ärgerlich. Schieden Erdmann/Matysik nach unglücklicher Auslosung und gutem Spiel gegen die holländischen Weltmeister bereits im Achtelfinale aus, ließen Dollinger/Windscheif im Viertelfinale gegen das zweite italienische Team leider eine sehr gute Chance liegen.
Bei den Frauen kann man schon fast von Tragik sprechen. Trotz eines super Turniers werden Kathrin und Ilka eher mit einem weinenden denn lachenden Auge nach Hause gefahren sein. Anders als beim olympischen Finale bestraften die Brasilianer drei ungenutzte Matchbälle in Folge und der Stolz über die Silbermedaille wird wohl frühestens in den nächsten Tagen die Trauer über die vergebene Chance überdecken.
Dann gab es ja auch noch das rudimentär veröffentlichte Ergebnis der Studie über Dopingpraktiken in Westdeutschland. So sehr ich mich zunächst auch gefreut habe, dass die Wissenschaft gesiegt hat und es endlich zur Veröffentlichung kam, so sehr ärgere ich mich beim genaueren Hinsehen über das, was von der über 800 Seiten zählenden Vollfassung übrig geblieben ist. Zusammengefasst auf etwa 100 Seiten sind wohl nicht nur Namen, sondern auch wesentliche Passagen gestrichen worden.
Was übrig bleibt, ist meines Erachtens nach eine unbefriedigende Ansammlung von Wissen und Indizien bis hin zu Vermutungen und teils gewagten Spekulationen. Es wird – insbesondere in der Interpretation – nicht wirklich zwischen Doping und Medikamentenmissbrauch unterschieden (natürlich beides nicht akzeptabel, aber unterschiedlich zu bewerten, Stichwort “Kolbe-Spritze”) und die Nichtnennungen von Zeitzeugen und (teils zurecht) beschuldigten Personen führen zu wilden Spekulationen. Gleichzeitig kommt es durch den nicht sehr detaillierten Schlussbericht bzw. dessen Interpretation teilweise zu einem Doping-Generalverdacht für sämtliche Sportarten und auch aktuelle Sportler. Um dies zu verhindern und gleichzeitig für maximale Aufdeckung des – zweifelsohne als solchen zu bezeichnenden – Dopingskandals zu sorgen, muss der vollständige Bericht samt Namen veröffentlicht werden. Nur so kann das Ergebnis auf Wissenschaftlichkeit untersucht und vollständig ausgewertet werden, nur so kann man damalig Involvierte zur Rechenschaft und mögliche Konsequenzen für Gegenwart und Zukunft ziehen. Ich bin gespannt, ob in dieser Hinsicht noch etwas passiert.
Im Augenblick schaut die Sportwelt ja nach Moskau zur Leichtathletik-WM, wo das Teilnehmerfeld insbesondere in den Sprintdisziplinen bereits noch vor dem ersten Vorlauf durch eine Vielzahl an positiven Dopingtests ausgedünnt wurde. Aus sportlicher Sicht waren die Stabhochspringer bisher für mich das Topereignis – in positiver wie negativer Hinsicht! Während sich die Männer zu Gold und Bronze aufschwangen, tat mir Silke Spiegelburg wirklich leid: Vier aufeinanderfolgende Großereignisse mit Platz 4 zu beenden ist zwar aller Ehren wert, birgt aber auch eine gewisse Tragik. Zwar bin ich ein Freund der Handlungsorientierung – vereinfacht gesagt: mehr die eigene Leistung als das Ergebnis bewerten – aber spätestens im vierten Anlauf hätte es dann auch mal die Medaille sein dürfen…!
Soviel für den Moment, morgen mache ich mich bereits auf den Weg in Richtung Norden. Ich werde zunächst dem Stand-Up-Paddling-Worldcup beiwohnen und dann beim Supercup der smart-Beachvolleyball-Tour in Kühlungsborn wieder mehr oder weniger geistreiche Kommentare von mir geben ;)
Abschließen möchte ich wie meistens mit dem Photo des Tages, diesmal eigentlich eher “Photo des Jahres”. Ziemlich genau ein Jahr ist es hier und zum Jubiläum haben Julius und ich ein Photo geschenkt bekommen, das eindeutig beweist, dass der Ball wirklich im Aus gewesen ist…!
Viele Grüße,
Euer Jonas

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